Die Entscheidung

Wir hatten aus vielen Gründen vor, unserem Bus ein Aufstelldach zu gönnen. Vor allem: Elternzeit mit viel Campen steht an. Bald dann zu viert + Wuffi. Damit wir unkompliziert Platz zum Schlafen haben, ohne groß umbauen zu müssen, wären wir fast zu einem großen Camper gewechselt – aber der Preis war zu hoch, weil wir dann wohl noch einen kleinen Zweitwagen gebraucht hätten. Und wir wollten unseren roten eigentlich „bis zum Ende“ fahren. Der war zu dem Stand folgendermaßen:

  • 205.000km und läuft super
  • frischer TüV nach einigen wenigen Reparaturen (Krümmer, Stoßdämpfer, Endschalldämpfer, …) und großer Inspektion 
  • weisses Dach würde auf einem Tornadorotem Bus super aussehen

Die Auswahl zum Dach war dann langwierig und ständig mit der Frage, ob ein Aufstelldach oder Hochdach uns einen solch groß erhofften Vorteil gegenüber unserem Dachzelt bietet. Dafür gabs auch eine Tabelle, hier mal als Bild: 

Wir sind dann nach dem Vergleich beim Mehrverbrauch zwischen den für uns in Frage kommenden Optionen dann beim Reimo Superflach 2 gelandet. Das bisschen Umbauen und dafür so viel weniger Spritverbrauchen war dann der Kicker.  

Die Bestellung

Bekanntlich kann man die Dächer nicht einfach Online kaufen. Ich habe bei 4 Ausbauern in meinem näheren Umkreis angefragt, ob man über die ein Dach bestellen kann, noch bevor wir uns zwischen den beiden oben Orange markierten Varianten entschieden hatten. Wenn man nett fragt und gleich mitgibt, dass der Selbsteinbau bewusst auf eigene Gefahr läuft, geht das schon. Ich habe eine Absage, 2 Zusagen und bei einem keine Antwort erhalten. Bestellt wurde dann mit 50% Anzahlung und 10 Wochen vsl. Lieferzeit. Damit wäre das Dach Mitte November angekommen und weil ich an der frischen Luft umbauen wollte, hätte sich der Einbau auf nächstes Jahr verschoben. Der Speditionsversand für nochmal 150€ ging zum Ausbauer und dann hatte ich die Auswahl zwischen Abholung vor Ort oder Lieferung bis vor die Haustür für eine kleine Aufwandsentschädigung. 

Nach 6 Wochen war das Dach dann doch schon da, ein verlängertes Wochenende mit guten Temperaturen Stand an und dann kam die spontane Entscheidung es gleich einzubauen. 

Ich hatte es dann selbst abgeholt, natürlich mit dem Bus! Ein letztes Mal Dachträger…. Zwischen den Dachträger sind zur Versteifung noch Terrassendielen. Die „Kleinteile“ haben entspannt in den Bus gepasst. Und weil an dem Tag noch Shietwetter war, kam die grüne Plane drüber. 

Samstag – Die Vorbereitung

Samstag Vormittag waren wir nochmal mit dem Bus unterwegs und nach dem Mittag ging es dann los.

Erstmal alles vom Dach und von innen weg. Da ich an der Verkleidung innen schonmal etwas gebastelt hatte, ging das auch relativ schnell. Da ich an dem Tag noch alleine war, ist die Bank drin geblieben und wurde abgedeckt. Ebenso die Vordersitze. Der Fahrerhaushimmel ist dann noch ganz ausgebaut worden – von dem Zustand habe ich aber kein Bild. Zuletzt dann ab der unteren Kante, beim Übergang zum Dach, mit Abdeckfolie abgeklebt.

Wie schon erwähnt soll alles freiluft passieren. Da ab und an Nieselregen angesagt war, habe ich die bereits verwendete grüne Plane über das Auto gespannt. Das ging schnell mit den etwas verlängerten Terrassendielen und einigen Spanngurten. Ideal ist das natürlich nicht – ganz klar ist hier eine Halle zu empfehlen. Dass ich den Einbau nun doch noch im Herbst und nicht wie eigentlich geplant im Frühjhar/Sommer mache, ist meine Schuld. 

Dann das Anzeichnen der Schnittkante. Bei der bei mir beigelegten Anleitung (Stand 09.03.2022) überträgt man einen Punkt von innen nach außen und zeichnet von dem Punkt aus den Rest an. Hat auch gleich geklappt und alle Versuche noch einen Fehler bei meinem Aufmaß zu finden schlugen fehl. Nun war es schon Samstagabend 17 Uhr und Sonntag auf dem Dorf herrscht gefälligst Ruhe! Damit ich am nächsten Tag weitermachen kann also noch schnell Baustrahler aufgestellt, 10mm Anfangslöcher in die Ecken gebohrt, die Stichsäge mit dem Metallsägeblatt bestückt und angefangen zu sägen. Das Sägen ging bis auf 2 Stellen sehr gut. Klar, braucht das Durchtrennen von den Querspriegeln Kraft und Zeit der Säge, aber was bei meinem Modell so gar nicht funktioniert hat, sind die B-Spriegelschuhe. Die habe ich, nachdem alle meine Blätter futsch waren, mit der Flex rausgetrennt. Die allerletzten, von der Flex übrig gelassenen Reste, sind mit einem Blatt von der Metallbügelsäge durchtrennt worden. Mein Problem mit der Stichsäge war die Blattlänge. Mit zu viel Vorschub habe ich durch das obere Blech gesägt und dann auf das untere Blech aufgeschlagen. Das hat das Sägeblatt nicht ausgehalten und ist zerbrochen.

Zum genaueren Heraustrennen des oberen Blechs am B-Spriegel, ohne das untere zu beschädigen, habe ich oben ein Viereck rausgeflext…  

… und dann von fertig weitergeflext.

Dann war der Akku vom Baustrahler alle und viele meiner Nerven aufgeraucht – also Feierabend.

Tips zum Sägen:

  • Beim vorbohren der Löcher muss man mit einem 10mm Bohrer durch die Sicken. Ich habe mit 3mm seitlich vorgebohrt. Den 10mm Bohrer daran angesetzt und beim Bohren vorsichtig aufgerichtet.
  • Ich habe KSS Emulsion verwendet, die ich von meinen CNC Machenschaften habe. Damit kommt man durch das Blech wie durch Butter. (KKS Universal von wiegeschmeirt.de)
  • Würd ich es wiedermachen und bräuchte das Dach nicht komplett, würde ich bei den B-Spiegeln sehr viel weiter innen ein noch größeres Viereck heraustrennen. Die Sichtbarkeit des unteren Blechs von oben hilft extrem.
  • Um an den Sicken lang zu sägen, hatte ich unter die Stichsäge ein etwa 10mm hohen Holz geschraubt, damit ich aufrecht sägen kann und um den Lack vor der Aufglagefläche der Stichsäge zu schützen.

Sonntag – Der Einbaurahmen

Zuerst musste dann erstmal das Dach abgehoben werden, die Schnittkante entgratet und mit Korrosionsschutzmittel behandelt werden. Zum Entgraten waren auf den langen Geraden der Universalentgrater und für die Ecken und Übergänge bei den Sicken eine Halbrundfeile ausreichend. Zum Versiegeln habe ich was von Hammerite genommen.

Dann wurde der Rahmen eingepasst. Mit vielen Zwingen und helfenden Händen erstmal ran halten und viele, viele Löcher bohren. Den 5,1er habe ich dabei mehrmals neu geschärft. Die Löcher für die Scherenmechanik und der Dämpferhalte sind gleich mitgemacht worden. Das Einpassen vom Rahmen braucht definitiv 4 Hände, damit es vorne und hinten gleichzeitig passt. Passt auf eure Kabel auf! Die sollen weder jetzt noch später angebohrt oder mit dem SIKA in Kontakt kommen. Durchziehhilfe notfalls mit einlegen. Dann wieder ab, entgraten und alles versiegeln hat sehr lange gedauert. Zwischendurch Mittagessen und mit dem Hund Gassi gehen, dann hätte man anfangen mit Einnieten – aber es gab keine Blindnieten. Und ich hatte nur ca. ¼ der nötigen Menge auf Lager. Ein bisschen rumtelefoniert und ein Kumpel hatte zum Glück noch die richtige Größe zuhauf. Bis der dann da war und alles eingeklebt und -genietet war, war es dann schon recht spät und alle 6 Unterarme brannten. Das Nieten ist bei den 45 (glaube ich?) 5mm Nieten ein nicht zu unterschätzender Kraftakt. Oder man hat eine der besseren, schickeren Nietzangen. Auf meinem Set ist noch Sticker mit „Aldi 2,99 DM“.

Damit war der zweite Tag schon rum und das Dach noch nichtmal drauf.

Montag – Hochzeit

Der dritte Tag begann mit was Schönem – das erste Mal kommt das neue Dach drauf. Ausrichten, Festschrauben und Dämpfer einhängen geht wieder nur zu zweit.

Die Position von den Zeltbalgleisten sollte man dann zusätzlich zur Angabe in der Anleitung mal gegen den runterhängenden Stoff halten. Bei mir waren die Querleisten 2cm zu weit auseinander, trotz dass ich mich haargenau an die Anleitung gehalten habe. Anders ausgedrückt: die Längsseiten waren zu lang – oder mein Stoff zu kurz? Die hintere Leiste inkl. Stoff schaute hinten raus und dabei waren die Scheren schon am hinteren Anschlag.

Da ich leider nix am Stoff verlängern konnte, musste ich die Löcher für die Leisten versetzen. Die alten Löcher habe ich vorerst nur versiegelt.

Am Ende habe ich den Stoff 4 mal straffer gespannt. Um den Stoff extra straff zu bekommen, habe ich das Dach mit 2 Spanngurten um je 1-2 cm nach unten gespannt, dann den Stoff gespannt, Spanngurte gelöst und Stoff überprüft. Bei ca. 80 Löchern und je 4 mal Schraube rein und raus – und auch noch auf knapp unter Schulterhöhe geht das wieder stark auf die Arme. Aber der Stoff war dann schön straff und nix schaute hinten mehr raus.

Feierabend.

Dienstag – Restarbeiten

Einige Arbeiten waren noch übrig: Silikon, Spoiler, Bett, Verkleidung und Reparatur.

Das Silikonieren von außen war einfach. Zumindest wenn man schonmal eine Fuge gezogen hat, ist das hier nix anderes. Die Stelle hinter den Scheren ist eng, aber nicht unmöglich. Von innen hatte ich aber Probleme: Der Stoff fusselt ohne Ende. Ich habe ihn mit einer alten Schneiderschere abgeschnitten, aber von der sauberen Schnittkante ist er dennoch weit aufgedröselt. Im Nachhinein kann ich nur empfehlen, den Stoff mit einer scharfen Klinge direkt an der Plastikkante abzutrennen. Sehr wahrscheinlich wird auch der Lack abgekratzt, aber es kommt ja direkt eine Silikonfuge drauf. Ich habe beim Stoffabschneiden und silikonieren sehr viel Zeit verloren und es sieht trotzdem sch…e aus.

Weil es echt nicht gut aussah und weil es auch echt nicht gemütlich aussieht, habe ich dann dort gefilzt. Eine ausschaltbare USB-Steckdose kann auch noch rein.

Beim Spoiler habe ich, nicht wie in der Anleitung beschrieben, die ganze Regenrinne ausgefüllt, sondern habe einen Spalt für den Wasserablauf behalten. Nachteil ist hier, dass bei der Fahrt Wasser reingedrückt werden kann, allerdings nicht so viel, wie sich beim Campen dort Wasser anstauen kann, das dann nur noch Bergauf abläuft.  

Der Gummispoiler beim Superflach 2 hält übrigens nur mit Montageklebeband.

Das Bett mit der Reimonummer 21097 ist super verarbeitet und lässt sich leicht einbauen. Noch ein paar Mal bohren und das Teil sitzt fest und leicht nach oben zu klappen drin. Aber schaut in die genaue Produktbeschreibung: Polstermaße sind nur 110 x 182 x 3 cm. Das ist recht kurz und für eine Schlafmatratze sehr dünn. Ich werde noch ein Mesh nachrüsten und hoffe, dass das vom Komfort dann reicht. Die Füße werden dann ungepolstert auf dem Überstand vom Bett am Heck liegen.

Bei der Verkleidung habe ich wie schon oben geschrieben etwas gefilzt. Der Handlauf für den Durchstieg ist beim Dach dabei. Am Heck habe ich etwas von der originalen HDF Himmel-Verkleidung angepasst.

Nach der ersten Testfahrt ist dann aufgefallen, dass mindestens ein Kabel vom nachträglich eingebauten PDC defekt war. Das zu reparieren war nervig. Damit ich ein Kabel nachträglich durchziehen kann, hatte ich hinter den Verstärkungsrahmen ein dünnes Seil als Durchzieh-Hilfe eingelegt. Nur war das dann leider mit SIKA irgendwo fest. Durch viel hin und her rupfen habe ich es lose bekommen und konnte neue Kabel ziehen. Dabei habe ich aber wohl das Kabel der nachträglich eingebauten Rückfahrkamera kaputt gemacht. Also das auch noch repariert. Dabei habe ich auch die Verkleidung der Heckklappe abgebaut, eine innenliegende Roststelle gefunden und auch noch repariert. Also passt gut auf eure Kabel auf, wenn ihr den Verstärkungsrahmen einbaut. Das hat sich dann einige Nachmittage nach der Arbeit hin gezogen.

Abschließend kann ich sagen: es war wirklich sehr anstrengend, aber es hat sich gelohnt. Ich freu mich auf den ersten richtigen Test.

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